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Wie Husten das Alltagsleben beeinträchtigt: Der Einfluss von Ambroxol auf den Genesungsprozess und die Lebensqualität von Patienten


EFSM: 10.52778/efsm.24.0046DOI: 10.52778/efsm.24.0046Veröffentlicht am: 16.10.2024
Heidemarie Gräter, Lara Jagwanth und Anne-Laure Tardy

Ambroxol ist ein Mukolytikum, das häufig zur Behandlung von akuten und chronischen Atemwegserkrankungen verwendet wird, die mit einer Störung der Schleimbildung und des Schleimabtransports einhergehen. Wie Daten aus jüngerer Vergangenheit belegen, kann akuter und chronischer Husten das Alltagsleben von Erwachsenen und Kindern erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Einfluss von Ambroxol auf die Lebensqualität und die Dauer der Zeit bis zum Abklingen des Hustens, wobei die Endpunkte mit den Erwartungen der Patienten an Hustenmittel zur Selbstmedikation abgestimmt wurden.

Verwendung von Real-World Data zur Beurteilung des Einflusses von Husten auf die Lebensqualität von Patienten

Es wurde eine prospektive Querschnittsstudie mit 101 englischen Patienten mit einem mittleren Alter von 54,9 ± 15,2 Jahren und chronischem Husten durchgeführt [1], deren Hauptziel darin bestand, mittels vier validierter Verfahren den Einfluss von chronischem Husten auf die von Patienten berichteten Ergebnisse zu ermitteln. Mit dem EQ-5D-5L (EuroQoL mit 5 Dimensionen und je 5 Stufen) wurde die Patientensicht auf Mobilität, Selbstversorgungsfähigkeit, Alltagsaktivitäten, Schmerz/Unbehagen und Angst/Depression beurteilt. Die EQ-5D-VAS (Visual Analogue Scale) ist eine Skala von 0 bis 100, auf der die Patienten ihren allgemeinen Gesundheitszustand angeben sollten. Mit dem Leicester Cough Questionnaire (LCQ) wurde der Einfluss des Hustens auf die Lebensqualität beurteilt, und mit der Work Productivity and Activity Impairment Scale (WPAI) wurden die Ergebnisse in Bezug auf die Produktivität und Aktivität der Patienten untersucht. Bei der Studienpopulation betrugen die EQ-5D-Gesamtpunktzahl und die mittlere EQ-5D-VAS-Punktzahl 0,7 bzw. 68,3 gegenüber Gesamtpunktzahlen von 0,8 bzw. 81,7 in der Allgemeinbevölkerung Großbritanniens im Alter von 55 bis 64 Jahren, dem Durchschnittsalter der Teilnehmer an dieser Studie. Bemerkenswerterweise gehörten zu den LCQ-Einzelpositionen, die von den Patienten als besonders belastend empfunden wurden, psychologische Faktoren (wie Scham, Frustration, die Nase voll zu haben und sich ständig zu fragen, was andere Leute denken) sowie soziale Faktoren (den Partner/die Partnerin, Familie und Freunde zu nerven; Gespräche unterbrechen zu müssen und das Leben nicht mehr unbeschwert genießen zu können). Hinsichtlich ihrer körperlichen Beschwerden gaben die meisten Befragten häufige Hustenanfälle, Schlafstörungen und Schleimproduktion als zumindest manchmal belastend an. Laut den WPAI-Ergebnissen lag der Prozentsatz der Fehlzeiten (Absentismus) der Teilnehmer aufgrund chronischen Hustens bei 4,5% (±14,5) und der Prozentsatz der Beeinträchtigung der Teilnehmer bei der Arbeit (Präsentismus) aufgrund chronischen Hustens bei 27,6% (±23,6). Der Gesamtverlust der Arbeitsproduktivität aufgrund chronischen Hustens betrug 30,3% (±24,5). Die Patienten erwarteten von ihrer Hustenbehandlung, dass sie die Verschlimmerung ihres Hustens verhindert (51%), ihre Schlafqualität erhöht (49%) und ihre Hustensymptome schneller lindert (49%).

Ambroxol verkürzt die Dauer des Hustens, verringert seine Stärke und steigert die Lebensqualität von Patienten

Ambroxol wird in der „Leitlinie Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten“ der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zu dem Zweck empfohlen, die Dauer akuten und subakuten Hustens zu verkürzen und seine Stärke zu verringern [2].

Es wurde eine Post-hoc-Analyse unveröffentlichter Daten durchgeführt, um festzustellen, wie lange es dauert, von chronischem Husten zu genesen [3]. Das Hauptziel der unveröffentlichten Studie bestand darin zu beurteilen, ob die Erhöhung der Ambroxol-Dosis auf 120 mg/Tag zur Linderung einer nicht-infektionsbedingten chronisch-obstruktiven Bronchitis führt. Zu diesem Zweck wurden die Patienten randomisiert entweder mit Ambroxol 60 mg/Tag (N=14), mit Ambroxol 120 mg/Tag (N=13) oder mit Placebo (N=14) behandelt. Ambroxol in einer Dosis von bis zu 120 mg/Tag wird bei Erwachsenen und Kindern im Alter von über 12 Jahren zur Behandlung von akuten Atemwegserkrankungen und zur Initialtherapie chronischer Zustände für die Dauer von bis zu 14 Tagen empfohlen. Die Behandlung dauerte 7 bis 22 Tage (Durchschnitt: 11,6 Tage). Als Genesungszeitpunkt wurde der erste Zeitpunkt festgesetzt, an dem Husten nicht mehr auftritt und bis zum Ende der Studie nicht wiederkommt. Was den Husten „am Tag“ angeht, hielt der Husten bei 21% und 42% der Patienten, die mit Ambroxol 60 mg bzw. 120 mg behandelt wurden, weniger als 12 Tage lang an, während bei keinem der Patienten in der Placebo-Gruppe vor Ablauf von 12 Tagen eine Genesung eintrat. Bei Patienten, die mit Ambroxol 60 mg und 120 mg behandelt werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie von ihrem Husten „am Tag“ genesen, 8-mal (Konfidenzintervall 1,28–50,04) bzw. 22-mal (3,08–157,34) höher als bei mit Placebo behandelten Patienten (p = 0,0262 und 0,0021). Der durchschnittliche Zeitraum bis zur Genesung von Husten „am Tag“ war bei der Patientengruppe, die mit der höheren Dosis Ambroxol behandelt wurde, wesentlich kürzer als bei der Placebo-Gruppe (p = 0,0014 vs. Placebo). Diese Wirkung ist beim Husten „in der Nacht“ sogar noch stärker, da 54% und 58% der Patienten, die mit Ambroxol 60 mg bzw. 120 mg behandelt wurden, vor Ablauf von 12 Tagen von ihrem Husten genasen, während es in der Placebo-Gruppe nur 9% waren. Bei mit Ambroxol 60 mg und 120 mg behandelten Patienten ist die Wahrscheinlichkeit, von ihrem nächtlichen Husten zu genesen, 12-mal (1,58–91,08) bzw. 13-mal (1,80–101,12) höher als bei den Patienten der Placebo-Gruppe (p = 0,0163 und 0,0113). Laut den vorliegenden Ergebnissen verkürzte sich die durchschnittliche Zeit bis zur Genesung von nächtlichem Husten signifikant um vier Tage bei Ambroxol 60 mg und 120 mg im Vergleich mit Placebo (p = 0,0303 und 0,0215). Dabei wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Ambroxol 60 mg und 120 mg gefunden. Allerdings ist Ambroxol nachweislich bei beiden Dosen aktiv, und es wurde auch kein erheblicher Unterschied in der Dauer der Zeit bis zur Genesung erwartet, da die Studie nicht dafür konzipiert war, hauptsächlich diesen Endpunkt zu beurteilen, sondern dafür, die allgemeine Linderung der Symptome zu ermitteln. 

In einer doppelblinden Studie mit parallelen Gruppen wurden 60 Patienten mit akuter oder obstruktiver Atemwegserkrankung zehn Tage lang mit Ambroxol (120 mg/Tag, N=30) oder einem Placebo (N=30) behandelt. Die mittlere patientenberichtete Stärke des Hustens hatte sich drei Tage nach dem Beginn der Behandlung mit Ambroxol im Vergleich mit Placebo (p < 0,05) signifikant verringert. Ein Husten der Stärke 2 (mäßiger Husten, der zwar am Tag anhielt, nachts aber nicht auftrat), wurde nach drei Tagen in den beiden Ambroxol-Gruppen und nach mehr als sechs Tagen in der Placebo-Gruppe erreicht (Abb. 1) [4].

676 Patienten mit akuter Bronchitis nahmen an einer multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie mit parallelen Gruppen [5] teil und wurden zwei Wochen lang mit Ambroxol (N=163), einem Antibiotikum (N=171), einem Phytopharmakon (N=170) oder Placebo (N=172) behandelt. Die mit Ambroxol behandelten Patienten erhielten die ersten drei Tage lang Ambroxol in einer Dosis von 90 mg/Tag und die nächsten elf Tage lang in einer Dosis von 60 mg. Die von den Ärzten ermittelte Ansprechrate auf die Behandlung war in der Ambroxol-Gruppe nach 7±2 Tagen erheblich höher (89,6%; 95%-KI 83,8–93,8) als in der Placebo-Gruppe (77,3%; 95%-KI 70,3–83,4; p < 0,05). 50% der Patienten hatten nach 14 Tagen der Behandlung mit Ambroxol keinen Husten „am Tag“ mehr. Dieser Grad der Genesung vom Husten wurde in der Placebo-Gruppe zu keinem Zeitpunkt erreicht. 40% der Patienten hatten nach fünf Tagen der Behandlung mit Ambroxol und nach fast sieben Tagen der Behandlung mit Placebo nachts keinen Husten mehr. 50% der Patienten hatten nach sieben Tagen der Behandlung mit Ambroxol und nach zwölf Tagen der Behandlung mit Placebo nachts keinen Husten mehr (Abb. 2A). Jede Linderung nächtlichen Hustens geht mit einer höheren Schlafqualität einher. Außerdem erhöhte sich in der Studie durch die Behandlung mit Ambroxol die erkrankungsbezogene Lebensqualität: 40% der Patienten schätzten ihr allgemeines Wohlbefinden nach sechs bis sieben Tagen der Behandlung mit Ambroxol als „gut“ oder „sehr gut“ ein, während in der Placebo-Gruppe erst nach zehn Behandlungstagen ein vergleichbares Ergebnis eintrat (Abb. 2B).

965 Probanden mit akuten Atemwegsinfekten, die mit Ambroxol (Retardkapseln, Lutschtabletten, Hustensaft für Erwachsene oder Hustensaft für Kinder) behandelt wurden, nahmen an einer apothekenbasierten Befragung [6] teil. 60,2% der Patienten begannen innerhalb der ersten zwei Tage ihres Hustens mit der Behandlung, und die mittlere Dauer der Behandlung betrug 4,3 Tage (± 0,9 Tage). Die Behandlung mit jeder der vier verschiedenen Darreichungsformen linderte nicht nur das Symptom Husten, sondern steigerte auch die allgemeine Lebensqualität. Der Prozentsatz der Patienten, die immer oder meistens Einschlafstörungen hatten, sank von 70% zum Ausgangszeitpunkt auf weniger als 20% nach der Behandlung. Der Prozentsatz der Patienten, die keine Erschöpfungszustände, keine Konzentrationsschwierigkeiten und keine Schwierigkeiten mehr hatten, alltägliche Aufgaben zu erfüllen, stieg von rund 3%, 15% bzw. 20% zum Ausgangszeitpunkt auf 55%, 75% bzw. 80% nach der Behandlung mit Ambroxol (Abb. 3). 

Patienten mit chronischer Bronchitis wurden in eine doppelblinde, Placebo-kontrollierte, multizentrische Studie aufgenommen und 24 Monate lang mit Ambroxol (75 mg/Tag, N=86) oder Placebo (N=87) [7] behandelt. Die persönliche und wirtschaftliche Bedeutung der Behandlung zeigte sich in einer 32%igen Verringerung der Gesamtzahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund von chronischer Bronchitis im Vergleich mit Placebo (Placebo: 1789 Tage, Verum: 1216 Tage; p < 0,01). Auf einen Monat umgerechnet entsprach dies im Durchschnitt 74,5 verlorenen Arbeitstagen bei den 87 Patienten der Placebo-Gruppe gegenüber 50,6 verlorenen Arbeitstagen bei den 86 mit Ambroxol behandelten Patienten (p < 0,01). 

Schlussfolgerung

Aktuelle Daten belegen, wie sehr Husten die Lebensqualität von Patienten beeinträchtigt, und verdeutlichen, was sich die Patienten derzeit von einer Behandlung in dieser Hinsicht erwarten. Anhand dieser Bedürfnisse wurden die über das allseits bekannte Mukolytikum Ambroxol vorliegenden Daten analysiert. Alles in allem zeigten die Studien, dass Ambroxol im Vergleich mit Placebo die Dauer des Hustens um mehrere Tage verkürzt, die Stärke des Hustens verringert und die Lebensqualität der Patienten erhöht, insbesondere, indem es die Schlafqualität und somit die Fähigkeit erhöht, am nächsten Tag alltägliche Aufgaben zu erfüllen. Allerdings ist zu bedenken, dass die vorliegenden Daten zwar wertvolle Einblicke gewähren, aber weitere solide Studien erforderlich sein werden, um Ambroxols mögliche Vorteile zu erforschen.

Zusammenfassung

Die von Patienten berichteten Ergebnisse und Einblicke ließen erkennen, wie sehr der Husten den Alltag der Patienten beeinträchtigt und wie wichtig es ist, wirksame Therapien dagegen zu finden. Ambroxol, das bereits allgemein als Mittel der Selbstmedikation bei akutem und subakutem Husten verwendet wird, erfüllt die Bedürfnisse der Patienten, indem es die Dauer des Hustens verkürzt, seine Stärke verringert, die Schleimproduktion reduziert, die Schlafqualität erhöht und die Fähigkeit wiederherstellt, zu arbeiten und alltägliche Aufgaben zu erfüllen.

Literatur

  1. McGarvey LP, et al. A real world study of cough burden and quality of life of UK patients who have undergone evaluation for chronic cough. Current Medical Research and Opinion. 2023;39(12):1717–28. https://doi.org/10.1080/03007995.2023.2284371.
  2. Kardos P, et al. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten (2019). AWMF-Register-Nr.: 020-003.
  3. Curti PC, Zavattini G. A post hoc analysis on cough symptom of Study U84-0429: Ambroxol (Mucosolvan) in patients with chronic bronchitis (unpublished on file data, 1982).
  4. Germouty J, Jirou-Najou JL. Clinical efficacy of ambroxol in the treatment of bronchial stasis. Clinical trial in 120 patients at two different doses. Respiration. 1987;51(Suppl 1):37–41.
  5. Matthys H, et al. Efficacy and tolerability of myrtol standardized in acute bronchitis. A multi-centre, randomised, double-blind, placebo-controlled parallel group clinical trial vs. cefuroxime and ambroxol. Arzneimittelforschung. 2000;50(8):700–11.
  6. Kardos P, et al. Characterization of differential patient profiles and therapeutic responses of pharmacy customers for four ambroxol formulations. BMC Pharmacol Toxicol. 2018;19(1):40.
  7. Cegla UH. 2-year-long treatment with ambroxol (Mucosolvan®) sustained-release capsules in patients with chronic bronchitis. Results of a double-blind study on 180 patients. Prax Klin Pneumol. 1988;42:715–21.

Interessenkonflikt: H. Gräter, L. Jagwanth und A. Tardy sind Beschäftigte von Sanofi.

Offenlegung: Die Abfassung und Veröffentlichung medizinischer Texte werden von Sanofi finanziert.

Danksagungen: Die Autorinnen danken Beatrice Bois de Fer (Medical Statistician Lead, Sanofi, Neuilly-sur-Seine, Frankreich) für ihren Beitrag zur statistischen Analyse unveröffentlichter Daten, Dr. Paula Fontanilla (Scientific Communication Lead, Sanofi, Neuilly-sur-Seine, Frankreich) für die Überprüfung des wissenschaftlichen Inhalts des Manuskripts sowie A. P., einem freiberuflichen medizinischen Autor, für die Unterstützung beim Verfassen des medizinischen Textes.

Affiliation/Korrespondenz: Heidemarie Gräter, Lara Jagwanth, Sanofi Frankfurt am Main, Deutschland und Anne-Laure Tardy, Sanofi Neuilly-sur-Seine, Frankreich
Eingereicht am: 16.07.2024Akzeptiert am: 23.09.2024Veröffentlicht am: 16.10.2024
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