Bisheriger Schwerpunkt auf Behandlung der Komorbiditäten
Die NAFL stellt aufgrund ihrer stetig steigenden Prävalenz ein erhebliches Gesundheitsproblem dar. Man nimmt an, dass 25 bis 30% der erwachsenen Bevölkerung eine NAFL haben. Die derzeitige Behandlung konzentriert sich auf Änderungen der Lebensführung und die Behandlung von Komorbiditäten wie Diabetes mellitus, Insulinresistenz, Adipositas, Hypertonie und Dyslipidämie. Einige Leitlinien empfehlen die Anwendung von Pioglitazon (Off-Label-Use für Patienten ohne Diabetes), machen jedoch gleichzeitig auf Sicherheitsbedenken aufmerksam [1, 3].
EPL sind derzeit die aussichtsreichste zusätzliche Behandlungsmöglichkeit
Einige kürzlich veröffentlichte Therapie-Leitlinien empfehlen die Begrenzung der Leberschädigung durch die Gabe von „hepatoprotektiven“ Arzneimitteln [1–3]. Abbildung 1 aus einem aktuellen narrativen Review [4] zeigt eine schematische Zusammenfassung der aktuell verfügbaren Daten zur Wirksamkeit und Evidenz von verschiedenen hepatoprotektiven Mitteln bei der Behandlung der NAFL. Wie Abbildung 1 zu entnehmen ist, liegen für Ursodeoxycholsäure (UDCA), Vitamin D, Resveratrol, Phyllanthus, Knoblauch, Coenzym Q10 (Ubichinon), Ademetionin, Früchteextrakt der Mariendistel (Silymarin) oder Glycyrrhizinsäure hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bei NAFL keine überzeugenden Daten vor. Es gibt Hinweise für eine therapeutische Wirkung von Metadoxin und Artischocken, allerdings ist der Evidenzgrad niedrig. Vitamin E (eventuell in Kombination mit Vitamin C) und essenzielle Phospholipide (EPL) zeigen jedoch positive Wirkungen mit einem hohen (Vit. C) oder mittleren (EPL) Evidenzgrad. Für die Langzeitanwendung hoher Dosen Vitamin E besteht jedoch ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko (gekennzeichnet durch das Sternchen in Abb. 1) [4]. Demnach sind Arzneimittel mit EPL derzeit die aussichtsreichste (adjuvante) Behandlungsmöglichkeit der NAFL.
Abb. 1. Schematische Darstellung verfügbarer Daten zur Wirksamkeit und Evidenz verschiedener hepatoprotektiver Mittel bei der Behandlung der NAFL [4]. * Langzeitbehandlung mit hohen Dosen
Metaanalyse bestätigt Nutzen von EPL
Eine aktuelle Metaanalyse [5] hat den Wissensstand über die Anwendung von EPL bei Patienten mit NAFL umfassend untersucht. Obwohl viele der analysierten Studien relativ klein sind, liefern sie insgesamt Belege für einen therapeutischen Nutzen von EPL bei NAFL. In nahezu allen Studien haben EPL als Monotherapie oder im Rahmen einer Kombinationstherapie den Verlauf der Erkrankung gebessert. NAFL-Patienten mit Typ-2-Diabetes und/oder Adipositas profitierten von der Gabe von EPL durch die Senkung des Alanin-Aminotransferase- (ALT; Abb. 2A), Triglyzerid- (Abb. 2B) und Cholesterinspiegels (Abb. 2C). Gleichzeitig besserte sich der Schweregrad der Erkrankung (Abb. 2D) [5]. Die meisten Studien dauerten mindestens einige Monate und lieferten Belege für die Sicherheit von EPL bei längerer Anwendung.
Signifikanter Nutzen
Die Metaanalyse hat gezeigt, dass eine Kombination aus Diabetestherapie mit EPL im Vergleich zur alleinigen Diabetestherapie die Gesamterkrankung mit größerer Wahrscheinlichkeit bessert und die Entstehungswahrscheinlichkeit einer schweren Steatose reduziert. Auf der Grundlage der Daten aus drei Studien (n = 205) mit einer durchschnittlichen Dauer von 2,47 Monaten betrug der Gesamtschätzwert des Anteils von Patienten, bei denen eine Besserung eintrat, 87%. Auf der Grundlage der Daten aus vier Studien (n = 357) mit einer durchschnittlichen Dauer von 3,97 Monaten betrug der Gesamtschätzwert des Anteils von Patienten, bei denen eine Besserung eintrat, 58%.
Insgesamt hat die Metaanalyse [5] die positive Wirkung der EPL bei NAFL-Patienten mit Diabetes und/oder Adipositas gut belegt. Die Anwendung von EPL wird bei der NAFL bereits in russischen [2] und lettischen [3] Leitlinien empfohlen. Aufgrund der hier vorgestellten Daten dürften bald auch weitere Länder folgen.
Abb. 2. Ergebnisse der direkten Metaanalysen (Random Effects-Modell) von randomisierten, kontrollierten Vergleichsstudien von EPL und Diabetestherapie mit der alleinigen Diabetestherapie (Kontrolle). A: Veränderung des Alanin-Aminotransferasespiegels, B: Veränderung des Triglyzeridspiegels, C: Veränderung des Gesamtcholesterinspiegels, D: Relatives Risiko (Wahrscheinlichkeit) für Genesung [5]
MD: Mittlerer Unterschied, KI: Konfidenzintervall, RE: Random-Effects, RR: Relatives Risiko, ALT: Alanin-Aminotransferase.
Literatur
- Fan JG, Wei L, Zhuang H, et al. Guidelines of prevention and treatment of non-alcoholic fatty liver disease (2018, China). J Dig Dis 2019;20(4):163–73
- Russian Scientific Liver Society. Diagnosis and treatment of non-alcoholic fatty liver disease. 2015. http://www.rsls.ru/files/Guidelines-RSLS-NASH-2016-01-03.pdf
- Society of Digestive Diseases (Latvia). [Clinical practical guidelines for diagnostics, treatment and monitoring of non-alcoholic fatty liver disease]. 2020. https://www.globalliverforum.com/-/media/Project/One-Sanofi-Web/Websites/Chc/Essentiale/Liver-Health-forum-HCP/Home/resources-for-your-clinical-practice/Vadlinijas_en-GB.pdf
- Dajani AI, Abuhammour A. Agents for the treatment of fatty liver disease: focus on essential phospholipids. Drugs Ther Perspect 2021;37:249–64. https://doi.org/10.1007/s40267-021-00838-x
- Dajani AI, Popovic B. Essential phospholipids for non-alcoholic fatty liver disease associated with metabolic syndrome: A systematic review and network meta-analysis. World J Clin Cases 2020;8(21):5235–49
Interessenkonflikte: L. Petcu und B. Popovic sind Angestellte von Sanofi.
Offenlegung: Medical Writing und Publikation finanziert von Sanofi.