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Evidenz für positive Wirkungen von essenziellen Phospholipiden unter realen Bedingungen bei Patienten mit nichtalkoholischer Fettleber


EFSM: 2022;2:220081DOI: 10.52778/efsm.22.0081Veröffentlicht am: 12.04.2022
Igor Maev, Chavdar Pavlov, Kirill M Starostin und Branko Popovic

Essenzielle Phospholipide (EPL) gehören zur Gruppe der hepatoprotektiven Wirkstoffe und werden in der russischen Leitlinie für die Behandlung der nichtalkoholischen Fettleber (NAFL) empfohlen. Eine groß angelegte Beobachtungsstudie bestätigt jetzt diese Empfehlung. Grundlage hierfür sind die Zufriedenheit mit der Behandlung, die Verbesserung der Ultraschallparameter und die Normalisierung der Leberenzymwerte.

Nichtalkoholische Fettleber: eine Wohlstandserkrankung

Die nichtalkoholische Fettleber (NAFL) ist die häufigste Lebererkrankung weltweit und betrifft etwa 37% der Erwachsenen in Russland. Die NAFL gilt als Lebermanifestation des metabolischen Syndroms, das Adipositas, Lipidstoffwechselstörung, Hypertonie und Typ-2-Diabetes umfasst. Unbehandelt kann sich die NAFL zur nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH), Zirrhose oder zum hepatozellulären Karzinom entwickeln. Die Weltorganisation für Gastroenterologie empfiehlt für die Diagnosestellung der NAFL einen ressourcenschonenden Ansatz unter Einsatz von nichtinvasiven Verfahren wie Ultraschall und Bestimmung der Leberenzyme. Derzeit werden EPL in mehreren Ländern (u. a. in Russland, Lettland, Polen und China) als eine Behandlungsmöglichkeit empfohlen [1–4].

Hohe Zufriedenheit mit der EPL-Behandlung

In die russische Beobachtungsstudie MANPOWER wurden 2843 NAFL-Patienten eingeschlossen. Diese Patienten erhielten 24 Wochen lang zusätzlich zur Standardtherapie EPL (1800 mg/Tag). Sie hatten mindestens eine der folgenden Begleiterkrankungen: Adipositas, Hypertonie, Typ-2-Diabetes und Hypercholesterinämie [5–7]. 80% der Patienten hatten neben der NAFL mindestens zwei weitere Stoffwechselerkrankungen. Die häufigsten Begleiterkrankungen waren Übergewicht/Adipositas (81%) und Hypercholesterinämie (75%). Viele Patienten wurden wegen ihrer Begleiterkrankungen medikamentös behandelt. Alarmierend war, dass 15% der Patienten mit Diabetes neben den EPL keine weiteren Arzneimittel erhielten, und 40% der übergewichtigen/adipösen Patienten keine geeignete Behandlung erhielten. Die meisten (82%) Ärzte waren mit der EPL-Therapie dieser Patienten äußerst zufrieden (22%) oder sehr zufrieden (60%). Die Zufriedenheit der Patienten mit ihrer EPL-Therapie war ebenfalls sehr hoch (82%). Die Compliancerate der EPL-Behandlung nach 6 Monaten wurde auf 90,5% geschätzt [5].

Signifikante Verbesserung von Ultraschall- und Blutparametern

Die Ultraschallergebnisse der NAFL hatten sich ebenfalls signifikant und in allen Gruppen der Begleiterkrankungen vergleichbar verbessert. Dies galt insbesondere für die Echogenität und Struktur der Leber (siehe Tab. 1). Zu Beginn der Studie lag bei 84,0% der Patienten eine Hyperechogenität der Leber und bei 62,9% eine heterogene Leberstruktur vor. Nach 24 Wochen wurde bei 68,3% der Patienten (95%-Konfidenzintervall [KI] 66,6% bis 70,1%) eine signifikante Verbesserung der Hyperechogenität der Leber und bei 42,7% (95%-KI 40,9% bis 44,5%) der Leberstruktur festgestellt (p < 0,05 im Vergleich zu Studienbeginn). Wenn man nur die Patienten berücksichtigt, bei denen zu Studienbeginn pathologische Ultraschallveränderungen festgestellt wurden, ging die EPL-Therapie nach 12 Wochen bei 69,6% der Patienten mit einer signifikanten und nachhaltigen Verbesserung des Ultraschallbefunds mit einer statistisch signifikanten (p < 0,05) Verbesserung der Echogenität der Leber und nach 24 Wochen bei 81,4% der Patienten mit einer maximalen Verbesserung der Hyperechogenität der Leber (p < 0,05) einher [6].

Tab. 1. Anteil (%) der Patienten mit verbessertem oder unverändertem Ultraschallbefund nach 24-wöchiger EPL-Behandlung, nach Art der Begleiterkrankung

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Merkmale [%]Hypertonie (n=1635)Übergewicht/Adipositas (n=2285)Diabetes mellitus Typ 2  (n=475)Erhöhtes Cholesterin  (n=2119)
 BesserungKeine VeränderungBesserungKeine VeränderungBesserungKeine VeränderungBesserungKeine Veränderung
Diffuse Hyperechogenität der Leber67,732,368,831,268,231,867,832,2
Heterogene Leberstruktur*43,656,443,356,640,659,343,756,2
Undeutliches und/oder betontes Gefäßmuster24,875,223,176,924,875,224,475,6
Distale Abschwächung des Ultraschallsignals21,778,322,577,522,777,321,578,5
*Bei 0,1% der Patienten in jeder Untergruppe der Begleiterkrankungen kam es zu einer Verschlechterung der „heterogenen Leberstruktur“

Die Werte der Leberenzyme Aspartat-Aminotransferase (AST), Alanin-Aminotransferase (ALT) und Gamma-Glutamyltransferase (GGT) sind bei der Diagnosestellung der NAFL hilfreich, sie korrelieren jedoch nicht mit dem histologischen Schweregrad der NAFL. Während des 24-wöchigen Studienzeitraums kam es zu einer nachhaltigen und signifikanten Senkung der Serumwerte von ALT, AST und GGT (siehe Abb. 1). Im Vergleich zu den Ausgangswerten nahm der mittlere ALT-Wert um 20,0 E/l, der mittlere AST-Wert um 16,5 E/l und der mittlere GGT-Wert um 15,9 E/l ab. Die Veränderungen waren bereits nach 12 Wochen statistisch signifikant (sämtliche p-Werte waren für die beiden Zeitpunkte im gepaarten t-Test kleiner als 0,001). Am Ende der Studie waren die Werte für ALT, AST und GGT bei 75,8%, 89,2% bzw. 62,5% der Patienten normal (sämtliche p < 0,001 im Vergleich zum Ausgangswert) [7].

Zusammenfassung

Aufgrund der antifibrotischen und antioxidativen Wirkungen von EPL empfahlen die russischen Leitlinien EPL als zusätzliche Behandlung der NAFL. Die Daten unter realen Bedingungen bestätigen, dass EPL die Normalisierung von pathologischen Befunden bei NAFL fördern. Die langfristige Einnahme von EPL kann besonders vorteilhaft für Patienten mit metabolischen Begleiterkrankungen und Schwierigkeiten bei der Einhaltung von veränderten Lebensgewohnheiten sein.

Literatur

  1. Lazebnik LB, Golovanova EV, et al. Non-alcoholic fatty liver disease in adults: clinic, diagnostics, treatment. Guidelines for therapists, third version. Experimental and Clinical Gastroenterology. 2021;185(1):4–52. (In Russ.) DOI: 10.31146/1682-8658-ecg-185-1-4-52
  2. Derovs A, Pokrotnieks J, Derova J, Laivacuma S, Zeltiņa I, Vīksna L. Society of Digestive Diseases (Latvia). [Clinical practical guidelines for diagnostics, treatment and monitoring of non-alcoholic fatty liver disease]. Nealkohola taukainās aknu slimības diagnostikas, ārstēšanas un novērošanas klīniskās praktiskās rekomendācijas. Rīga: SIA Medicīna un Prese, 2020. 44 p.
  3. Hartleb M, Wunsch E, Milkiewicz P, et al. Postępowanie z chorymi na niealkoholową stłuszczeniową chorobę wątroby: Zalecenia Polskiej Grupy Ekspertów NAFLD 2019. Med Prakt. 2019;10:47–74.
  4. Fan JG, Wei L, Zhuang H, et al. Guidelines of prevention and treatment of nonalcoholic fatty liver disease (2018, China). J Dig Dis. 2019;20(4):163–73.
  5. Maev IV, Samsonov AA, et al. Real-world comorbidities and treatment patterns among patients with non-alcoholic fatty liver disease receiving phosphatidylcholine as adjunctive therapy in Russia. BMJ Open Gastroenterol. 2019;6(1):e000307. https://doi: 10.1136/bmjgast-2019-000307. eCollection 2019.
  6. Maev IV, Samsonov AA, et al. Effectiveness of phosphatidylcholine in alleviating steatosis in patients with non-alcoholic fatty liver disease and cardiometabolic comorbidities (MANPOWER study). BMJ Open Gastro 2020;7:e000341. doi:10.1136/bmjgast-2019-000341
  7. Maev IV, Samsonov AA, et al. Effectiveness of phosphatidylcholine as adjunctive therapy in improving liver function tests in patients with non-alcoholic fatty liver disease and metabolic comorbidities: real-life observational study from Russia. BMJ Open Gastro 2020;7:e000368. doi:10.1136/bmjgast-2019-000368

Interessenkonflikte: K. Starostin und B. Popovic sind Mitarbeiter von Sanofi. Prof. Maev und Prof. Pavlov geben keinen Interessenkonflikt an.

Offenlegung: Medical Writing und Publikation finanziert von Sanofi.

Affiliation/Korrespondenz: Igor Maev, MD, PhD, Dr. Med. Sci., A. I. Evdokimov, Moscow State University of Medicine and Dentistry, Ministry of Health of Russia, Moscow, Russia, Chavdar Pavlov, MD, PhD, Dr. Med. Sci., I. M. Sechenov First Moscow State Medical University, Ministry of Health of Russia, Moscow, Russian Federation, Kirill M Starostin, MD, Sanofi, Moscow, Russia und Branko Popovic, MD, Sanofi, Industriepark Hoechst, 65926 Frankfurt am Main, Germany
Eingereicht am: 19.11.2021Akzeptiert am: 01.04.2022Veröffentlicht am: 12.04.2022
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