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Probiotika sind im Allgemeinen eine sichere Behandlungsmöglichkeit und wurden von der Cochrane Collaboration bei mehreren Erkrankungen positiv beurteilt. Sie müssen jedoch entsprechend qualitativ hochwertig zusammengesetzt sein und im Darm überleben, um wirksam und sicher zu sein.
Probiotika sind Bakterien mit positiven gesundheitlichen Wirkungen. Ihre Wirksamkeit und Sicherheit wurden von der Cochrane Collaboration für mehrere Indikationen wie die akute infektiöse Diarrhö positiv bewertet [1]. Die Cochrane Collaboration merkte jedoch an, dass einzelne Präparate abweichen können und „weitere Untersuchungen erforderlich sind, um bestimmte probiotische Behandlungsschemata zu etablieren“. Wie in zwei aktuellen Review-Artikeln dargelegt [2, 3], hängen Wirksamkeit und Sicherheit von Probiotika nicht nur von den biologischen Eigenschaften der jeweiligen Bakterienarten und ihrer Stämme ab, sondern auch von der Qualität der Zusammensetzung der Präparate und ihrer Überlebensfähigkeit im Darm.
Pharmazeutisch zugelassene Arzneimittel unterliegen strengen Qualitätskontrollen. Dies gilt nicht nur für kleine Moleküle und Antikörper, sondern auch für Probiotika. Für Präparate, die als Nahrungsergänzungsmittel oder funktionelle Lebensmittel eingestuft sind, gelten jedoch weniger strenge Regelungen. In einem aktuellen Review [2] auf der Grundlage von 38 Evaluationen von 31 im Handel erhältlichen Probiotika wurde festgestellt, dass bei 37 % (14/38) der Evaluationen auch andere Mikroorganismen enthalten waren als in der Etikettierung aufgeführt. Bei 18 % (7/38) wurden Kontaminanten festgestellt. Ferner wurden bei nur 29 Produkten die voraussichtlichen Mengen auf den Etiketten angegeben. Bei 48 % (14/29) hiervon wurden andere Bakterienmengen festgestellt als angegeben. Insgesamt erfüllten nur 29 % (9/31) der Arzneimittelprodukte konstant alle drei Kriterien in allen Studien (Tab. 1). Am häufigsten wurde ein Produkt mit Bacillus clausii (Enterogermina®) getestet, das konstant alle drei Kriterien in fünf unterschiedlichen Studien erfüllte.
Tab. 1. Übereinstimmung mit den Aussagen auf den Etikettierungen der weltweit vermarkteten Probiotika mit besonderem Augenmerk auf der mikrobiellen Zusammensetzung, der Menge an lebenden Zellen und der Kontamination durch andere Mikroorganismen. Wiedergabe mit Genehmigung von [2].
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Produkt
Hersteller
Land
Übereinstimmung (Zusammensetzung)
Übereinstimmung (Menge)
Kontaminanten
Quellenangabe
Benegut
Abbott
Indien
Nein
Nein
Ja
Kesavelu et al., 2020
Bifilac
Tablets India Ltd
Indien
Nein
Ja
Ja
Kesavelu et al., 2020
Bifilac GG
Tablets India Ltd
Indien
Ja
Ja
Nein
Kesavelu et al., 2020
Biogermin
Union Health S.r.l.
Italien
Ja
Ja
Nein
Celandroni et al., 2019
Codex
Zambon
Italien
Ja
Ja
Nein
De Vecchi et al., 2008
Ja
Ja
Nein
Vecchione et al., 2018
Combiflora
Medopharm
Indien
Nein
Nein
Nein
Kesavelu et al., 2020
Cyfolac
Karnataka Antib & Pharm Ltd
Indien
Ja
Ja
Nein
Kesavelu et al., 2020
Darolac
Aristo Pharmaceuticals Pvt Ltd
Indien
Nein
Nein
Nein
Kesavelu et al., 2020
Ecogro
Akum Drugs & Pharma
Indien
Nein
Ja
Ja
Patrone et al., 2016
Econorm
Dr. Reddy’s Laboratories Ltd
Indien
Ja
-
Nein
Kesavelu et al., 2020
Entero Plus
Glaxo India Ltd
Indien
Ja
Ja
Nein
Kesavelu et al., 2020
Enterogermina
Sanofi
Italien
Indien
Ja
Ja
Nein
De Vecchi et al., 2008
Ja
Ja
Nein
Vecchione et al., 2018
Ja
Ja
Nein
Celandroni et al., 2019
Ja
Ja
Nein
Patrone et al., 2016
Ja
Ja
Nein
Kesavelu et al., 2020
Enterol capsules
Biodiphar
Belgien
Ja
Ja
Nein
Vanhee et al., 2010
Enterol sachets
Biodiphar
Belgien
Ja
Ja
Nein
Vanhee et al., 2010
Entromax
Mankind Pharma
Indien
Nein
Ja
Nein
Patrone et al., 2016
GNorm
Nouveau Medicament
Indien
Ja
-
Nein
Kesavelu et al., 2020
GutPro
Riata Life Sciences Pvt Ltd
Indien
Ja
Nein
Nein
Kesavelu et al., 2020
Infloran
BERNA
Italien
Ja
Nein
Nein
Fasoli et al., 2003
Lacidofil
Merck
Polen
Nein
Ja
Nein
Zawistowska-Rojek et al., 2016
Ja
Ja
Nein
Korona-Glowniak et al., 2019
Lakcid
Biomed
Polen
Ja
Ja
Nein
Zawistowska-Rojek et al., 2016
Ja
Ja
Nein
Zawistowska-Rojek et al., 2016
Ospor
Matrix Pharma
Pakistan
Ja
Nein
Nein
Patrone et al., 2016
Pre Pro Kid
Fourrts India Laboratories
Indien
Nein
Nein
Nein
Kesavelu et al., 2020
Pre Pro Kid L
Fourrts India Laboratories
Indien
Nein
Nein
Ja
Kesavelu et al., 2020
Reflora Z
Sundyota Numandis
Indien
Nein
Nein
Nein
Kesavelu et al., 2020
Regutol
Alembic Pharmaceuticals Ltd
Indien
Nein
Ja
Ja
Kesavelu et al., 2020
Remune Al
Sundyota Numandis
Indien
Nein
Nein
Nein
Kesavelu et al., 2020
SPORLAC
Sanzyme Ltd
Indien
Ja
Nein
Nein
Kesavelu et al., 2020
Super Flora GG
Sundyota Numandis
Indien
Ja
Nein
Nein
Kesavelu et al., 2020
Tufpro
Virchow Biotech Pvt. Ltd.
Indien
Nein
Nein
Ja
Patrone et al., 2016
ViBact
USV
Indien
Nein
Ja
Ja
Kesavelu et al., 2020
Vizylac
Torrent Pharmaceuticals Ltd
Indien
Ja
Nein
Nein
Kesavelu et al., 2020
Ein entscheidender Faktor bei der oralen Gabe von Probiotika ist, dass diese die Passage durch das feindliche (stark saure) Milieu des Magens überleben und den Darm in ausreichender Zahl erreichen müssen, um biologisch aktiv werden zu können. Dies wird durch eine experimentelle Untersuchung dargelegt, bei der das Überleben von mehreren handelsüblichen Präparaten unter drei verschiedenen, simulierten Bedingungen getestet wurde (zwei Mal Magen- und einmal Darmsaft) [4]. Von den 10 getesteten Präparaten blieb nur bei drei die ursprüngliche Anzahl an Mikroorganismen in zwei unterschiedlichen simulierten Magensäften und nur bei zwei in simulierten Darmsäften erhalten. Das Produkt Enterogermina® mit B. clausii war das einzige Produkt, bei dem die biologische Aktivität in allen drei Tests erhalten blieb (Abb. 1), was auf die sporenbildende Fähigkeit zurückzuführen sein kann [4].
Abb. 1. Überlebensfähigkeit von probiotischen Formulierungen nach Inkubation in einem der beiden simulierten Magensäfte. Die Daten sind als Logarithmus der koloniebildenden Einheiten (CFU) für jedes Produkt dargestellt. Wiedergabe mit Genehmigung von [4].
In einem aktuellen systematischen Review wurde die Überlebensrate von oral verabreichten probiotischen Bakterien bei der gastrointestinalen Passage auf der Grundlage von klinischen Studien (17 Studien mit Präparaten mit einzelnen Stämmen und 13 Studien mit Präparaten mit mehreren Stämmen) untersucht [3]. Wenn die verabreichte Dosis mehr als 1010 koloniebildende Einheiten/Tag enthielt, konnte das Probiotikum unabhängig vom verwendeten Stamm und von der Behandlungsdauer im Stuhl nachgewiesen werden.
Das Produkt Enterogermina® mit B. clausii war unter den Produkten mit der höchsten nachgewiesenen Menge, obwohl es nur nach einer einzigen Gabe mit niedrigerer Dosierung (6 Milliarden CFU [koloniebildende Einheiten] im Gegensatz zu anderen Probiotika, die bis zu 100 Milliarden CFU enthielten) untersucht wurde [3]. Dieses Ergebnis bestätigt offenbar in einer klinischen Situation die Ergebnisse des präklinischen Modells [4] und legt nahe, dass Sporen sehr resistent gegenüber den rauen Bedingungen während der gastrointestinalen Passage sind.
Die Autoren schlussfolgerten, dass die allgemeinen Dosierungsempfehlungen der Gesundheitsbehörden nicht hoch genug sind, damit ein Stamm im Darm überleben und wirksam bleiben kann. Ferner wurde festgestellt, dass die Überlebensfähigkeit der gastrointestinalen Passage stammspezifisch ist. Die Überlebensfähigkeit und Persistenz ist bei Sporenbildnern größer. Interessant ist, dass von den in der Studie untersuchten Sporenbildnern B. clausii im Gastrointestinaltrakt offenbar überlebensfähiger ist [3].
Hieraus folgt, dass die pharmazeutische Qualität der handelsüblichen Probiotika strenger kontrolliert und ebensolches Augenmerk darauf gelegt werden sollte, die Fähigkeit des jeweiligen Stammes vollständig aufzuklären, den Darm zu erreichen, dort zu überleben und sich vermehren zu können. Dies scheint stammspezifisch und unabhängig von der Matrix oder Dosierung zu sein und gilt insbesondere für Probiotika, die in einer Dosierung von unter 10 Milliarden CFU verabreicht werden. Das Produkt Enterogermina® mit B. clausii scheint eines der wenigen Präparate zu sein, welche die geforderten Kriterien bezüglich Qualität der Zusammensetzung, Überlebensfähigkeit und Persistenz konstant erfüllen.
Allen SJ, Martinez EG, Gregorio GV, Dans LF. Probiotics for treating infectious diarrhoea. Cochrane Database of Systematic Reviews 2010;11:CD003048.
Mazzantini D, Calvigioni M, Celandroni F, Lupetti A, Ghelardi E. Spotlight on the compositional quality of probiotic formulations marketed worldwide. Frontiers in Microbiology 2021;12.
Morelli L, Pellegrino P. A critical evaluation of the factors affecting the survival and persistence of beneficial bacteria in healthy adults. Beneficial Microbes 2021;12:321–31.
Vecchione A, Celandroni F, Mazzantini D, Senesi S, et al. Compositional quality and potential gastrointestinal behavior of probiotic products commercialized in Italy. Frontiers in Medicine 2018;5.
Interessenkonflikte: P. Pellegrino und M. Perez III. sind Mitarbeiter von Sanofi.
Offenlegung: Medical Writing und Publikation finanziert von Sanofi.
Affiliation/Korrespondenz: Paolo Pellegrino, MD, Sanofi, Viale Bodio 37/b, 20158 Milan, Italy (paolo.pellegrino@sanofi.com) und Dr. Marcos Perez III., Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Industriepark Hoechst, Frankfurt am Main, Deutschland